Die 10.000-Experimente-Regel

Malcolm Gladwell Experimente Erfahrung Überflieger

Die 10.000-Experimente-Regel

Vor einigen Jahren haben wir Malcolm Gladwell in Frankfurt getroffen. Er stellte damals gerade sein neuestes Buch vor: „Überflieger. Warum manche Menschen erfolgreich sind – und andere nicht “

Das Gespräch mit ihm war so interessant wie sein Buch, in dem er die mittlerweile berühmte Hypothese aufstellte, dass den meisten Genies, Ausnahmekünstlern oder Milliardenunternehmern der Erfolg nicht in die Wiege gelegt wurde, sondern dass sie mindestens 10.000 Stunden harte Arbeit investiert haben. Anders ausgedrückt: egal ob rhythmische Sportgymnastik, Klavierspielen oder an der Börse handeln – man kann alles lernen, wenn man nur ausreichend übt. Man könnte auch sagen: Talent wird krass überschätzt, Übung wird krass unterschätzt.

Nur: Aktuelle Studien zeigen, dass man das differenzierter betrachten muss. Übungsfleiß, Disziplin und Ausdauer sind zweifelsohne wichtig, aber sie können etwas nicht ersetzen, was uns offenbar doch in die Wiege gelegt wird oder eben nicht: Talent.

10.000 Stunden? – Experimente sind DIE Strategie

Hinzu kommt, dass „gezieltes Üben“ vor allem in Bereichen hilft, die sich langsam oder gar nicht verändern. Übung hilft euch erfolgreich zu sein, wenn die Zukunft mehr oder weniger genauso aussieht wie die Gegenwart. Aber 10.000 Stunden Übung sind so gut wie wertlos in einem Umfeld, das sich schnell verändert. Und genau das ist heute die Realität in so ziemlich allen Märkten.

Agile und innovative Persönlichkeiten zeichnet etwas anderes aus: Sie erhöhen nicht die Anzahl der investierten Stunden, um es in einem bestimmten Bereich zur Meisterschaft zu bringen. Sie erhöhen eine andere Zahl: die der Experimente. Statt der 10.000-Stunden-Regel bevorzugen sie die 10.000-Experimente-Regel.

Facebook-Chef Mark Zuckerberg beispielsweise sagt:

„Der wahre Kern unseres Erfolg liegt in diesem System des permanenten Testens … Zu jedem Zeitpunkt gibt es nicht nur eine Version von Facebook. Wahrscheinlich sind es 10.000!“

Und Amazon-Chef Jeff Bezos sagt:

„Unser Erfolg ist eine direkte Folge der Anzahl der Experimente, die wir jedes Jahr, jeden Monat, jede Woche, jeden Tag machen.“

Was beide sagen ist, dass das Experimentieren nicht eine Strategie unter vielen anderen ist.
Sondern, dass Experimentieren DIE Strategie ist.

Und für diese These könnten wir noch etliche Gewährsmänner aufstellen: James Dyson zum Beispiel. Bevor er 1993 mit dem Dyson DC01 sein erstes eigenes Modell des beutellosen Staubsaugers auf den Markt brachte, hatte er zuvor an 5.127 Prototypen gebastelt: Das waren 5.127 Experimente. Unternehmerlegende Richard Branson zum Beispiel. Er gründete über 250 Unternehmen. Viele davon sind in der Versenkung verschwunden, sie waren gescheiterte Experimente. Paul Erdos zum Beispiel. Der berühmte Mathematiker schrieb 1500 Research-Artikel, während 99% der Wissenschaftler im Durchschnitt weniger als 1 Paper im Jahr publizieren. Picasso zum Beispiel. Er schuf 50.000 Kunstwerke.

Noch Fragen?

Jia Jiang: das 100 Tage Experiment

Natürlich könntet ihr einwenden, das seien ja Ausnahmetalente, besondere Überflieger, berühmte Forscher, Künstler, Unternehmer, die in einer ganz anderen Sphäre unterwegs sind als der Rest der Menschheit. Stopp! Einspruch!

Selbstverständlich machen auch „Normalos“ außergewöhnliche Erfahrungen, sobald sie gezieltes Experimentieren in ihr Leben integrieren:

So wie Jia Jiang zum Beispiel. Dieser in Peking geborene Unternehmer hatte sich zum Ziel gesetzt, der nächste Bill Gates zu werden. Also, was tut man als Erstes, wenn man einen solchen Vorsatz hegt? Genau: Jiang ging ins Silicon Valley.

Dort stellte sich dann allerdings heraus, dass er für den großen Durchbruch schlicht zu viel Angst hatte. Konkret: Er hatte Angst vor einer Abfuhr. Vor einer Absage. Vor einem Nein. Und eine solche Angst ist in der Tat ein Karrierekiller allererster Güte.

Um sie zu überwinden, wagte er 100 Tage lang jeden Tag ein Experiment: Er bat jeden Tag wildfremde Menschen um die unmöglichsten Dinge – er stellte also Fragen, die mit großer Wahrscheinlichkeit mit einer Ablehnung beantwortet werden. Und beim Kassieren der Abfuhren filmte er sich selbst! In diesem sehenswerten Video erklärt er “Was ich aus 100 Tagen Zurückweisung lernte.”

Tun, was ihr noch nie getan habt

Nein, ihr müsst nicht gleich 10.000 Experimente machen oder 100 Tage Ablehnung suchen. Wir schlagen euch eine abgewandelte Herangehensweise vor, die wir übrigens selbst praktizieren: Vor jedem Projekt, also vor jedem neuen Buch, vor jedem neuen Vortrag, vor jeder Reise in ein für uns neues Land stellen wir uns eine Frage:

„Was könnten wir tun, was wir so noch nie getan haben?“

Probiert es aus!
Werdet ein Überflieger!

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