Ja, es stimmt: Unterbrechungen machen Stress. – Der „Stressreport“ des Arbeitsministeriums bestätigt, dass „bei der Arbeit gestört und unterbrochen zu werden“ subjektiv empfunden zu den wichtigsten Stressauslösern zählt.
Fremdbestimmte Unterbrechungen an der Tagesordnung
Ja, es stimmt: Wir werden ständig unterbrochen. Der kanadische Management-Professor Henry Mintzberg hat für sein Buch „Managing“ 29 Manager besucht und jeweils einen Tag lang begleitet. Darüber schrieb er: „Ich erlebte einen Arbeitsalltag voller Hektik und Druck.“ Und weiter: „Vor allem wird die ganze Zeit reagiert. Ständig mussten die Manager Sachen erledigen, die auf sie zukamen.“
Ja, es stimmt: Zum ganz normalen Job-Alltag gehören fremdbestimmte Unterbrechungen wie die Rückenflosse zum Hai. Der Business-Vordenker Jason Fried von der Softwareschmiede 37signals aus Chicago nennt die größten Unterbrecher und Arbeitsverhinderer die ganz normalen M&M‘s: Meetings und Manager.
Das bohrende Gefühl, nichts geschafft zu haben
Dass es stimmt, haben auch wir so erlebt. Dies machen, das machen, jenes machen. Kaum hat man mal einen Haken auf der To-Do-Liste gesetzt, schon kommt der nächste Anruf dazwischen. Oder eine Mail, die ganz dringend um Erstversorgung bettelt. Hier mal gerade, dort mal kurz das, und dann mal eben jenes. Und am Abend? Natürlich dieses Gefühl: das vollkommen unbefriedigte, ätzende, bohrende Gefühl, den ganzen Tag lang überhaupt nichts geschafft oder erledigt zu haben. Obwohl wir von morgens bis abends gerannt sind wie eine Antilope vor dem Löwenrudel.
Die Frage ist, welche Medizin ihr dagegen einnehmen sollt …
Wir haben da einen Vorschlag. Probiert ihn einfach mal für eine Woche aus und lasst euch vom Ergebnis überraschen. Wir nehmen diese Medizin, seit wir vor einigen Monaten auf den amerikanischen Autor Tony Schwartz gestoßen sind, von dem wir sie übernommen haben. Und sie geht so:
90 Minuten – Ohne Unterbrechung
Wir beenden unseren Tag konsequent damit, dass wir die wichtigste Aufgabe für den kommenden Tag definieren. Am nächsten Morgen sorgen wir dafür, dass das Handy aus ist, dass das E-Mail-Programm geschlossen ist, dass der Webbrowser zu ist und dass wir keinen Termin haben – auch keinen mit uns selbst. Und dann, ja, dann tun wir als allererstes an diesem Tag diese eine wichtigste Sache und zwar 90 Minuten lang. Ohne Unterbrechung. Ohne Pause.
Und das ist fantastisch, denn am Morgen sind wir voller Energie, Kreativität und Tatendrang. In dieser Zeit am Morgen schaffen wir Dinge, die wir danach nicht mehr hinbekommen. Nach 90 Minuten ist dann Schluss, und dann darf der ganz normale Wahnsinn beginnen. Das Wunderbare ist: Am Abend sind wir um Etliches zufriedener, wir bekommen gefühlt – und auch ganz real – sehr viel mehr erledigt. Und erstaunlicherweise geht auch der Rest des Tages leichter von der Hand.
Natürlich, es ist nicht immer einfach, diese 90 Minuten ohne Unterbrechung am Stück durchzuhalten und jeder Ablenkung zu widerstehen. Aber der Versuch lohnt sich! Und ihr könnt ja auch eine Stufe niedriger beginnen: Warum nicht die 90 Minuten wenigstens einmal pro Woche ansetzen?
Und wenn die Kollegen oder euer Chef euch neidisch beobachten, wie ihr morgens Berge versetzt, machen die vielleicht sogar mit. Oder ihr arbeitet zuerst 90 Minuten konzentriert Zuhause und geht erst danach ins Büro …
Und für alle Chefs: Gebt die Idee an euer Team weiter! Lasst eure Leute damit experimentieren. Findet eure passende Variante der 90-Minuten-Medizin gegen Stress und niedrige Produktivität.
Unsere Erfahrung ist: Unterbrechungsfrei arbeiten reduziert nicht nur Stress und erhöht den Output, es macht auch ernorm viel Spaß!