
Wer mitten in der ägyptischen Wüste Bäume pflanzt, Heilkräuter sät und biologisch-dynamisches Gemüse anbaut, ist entweder ein Verrückter oder ein Visionär. Ibrahim Abouleish ist eindeutig Letzteres! Dieser Typ begeistert uns.
Abouleish war Ende der 70er Jahre sehr bedrückt über die Zustände in seinem Heimatland: Das Land litt unter Überbevölkerung, die Natur wurde massiv verschmutzt, insbesondere die Bildung der Menschen war eine einzige Katastrophe. Unterlasser jammern und klagen in so einem Fall. Unternehmer handeln. Abuleish handelte. Er gründete ein Unternehmen mit dem Namen „Sekem“. Das ist der Name für eine altägyptische Hieroglyphe, die „Lebenskraft der Sonne“ bedeutet.
Sonne, das ist konsequent, denn wenn Ägypten eines hat, dann ist es Sonneneinstrahlung! Und die gilt es, für etwas Gutes zu nutzen, zum Beispiel für den biologisch-dynamischen Anbau von Lebensmitteln und Baumwolle und für sinnvolle Arbeitsplätze.
Die Wüste zum blühen bringen
Sekem ist heute auf einem 300 Hektar großen Gelände mitten in der ägyptischen Wüste angesiedelt. In der Hochsaison arbeiten dort 2000 Menschen. Das Anwesen mit Feldern, Wohnhäusern, Werkstätten, Schulen, Cafeterien, einem Kindergarten und einem medizinischen Zentrum, wo „Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und Nationen zusammen arbeiten und voneinander lernen können“, ist die Materialisierung von Abouleishs Vision. Und er wird nicht müde, alles noch weiter voranzutreiben: Mit dem Preisgeld des Alternativen Nobelpreises, den er 2003 erhalten hat, gründete er die Privatuniversität „Heliopolis“: Umfassende Bildung für alle!
Wer in der Lage ist, Wüste hektarweise in blühendes Leben zu verwandeln – und zwar nachhaltig! – muss einen starken Beweggrund haben: „Einerseits war ich bemüht, die Erde zu heilen, und andererseits den Menschen zu helfen“, erzählt Abouleish.
Ein Beweggrund – kein Standard-PR-Beratersprech-Wortdrechsel-Blabla
Wer wirklich etwas bewegen möchte, braucht einen starken Beweggrund. Aber nur ein Beweggrund, der glaubhaft und sinnvoll für Viele ist, bewegt Menschen, sich mit Talent, Tatkraft und Leidenschaft einzubringen.
Und genau das ist der Punkt. Viele Unternehmen haben keinen Beweggrund. Das heißt nichts anderes als: Die Menschen, die dort arbeiten wissen nicht, zu welchem höheren Ziel sie einen Beitrag leisten.
Stattdessen haben diese Unternehmen eine „Vision“ oder ein „Mission Statement“ aus der Retorte: abgelagert, langweilig, grau, austauschbar und einfallslos aus der Standard-PR-Beratersprech-Wortdrechsel-Maschine!
Farblose Beschreibungen der Unternehmensziele, die erstens niemanden vom Hocker reißen, weil sie für jedes dritte Unternehmen passen würden, die zweitens eher an die Kapitalgeber gerichtet sind als an die Mitarbeiter, und die drittens mit der gelebten Wirklichkeit im Unternehmen meistens so viel zu tun haben, wie Schwarzwälder Kirschtorte mit der Sahelzone!
Verstehen Sie uns bitte richtig: Wie ein richtiges Mission- oder Vision-Statement aussehen sollte, ist die falsche Frage. – Das Statement ist Nebensache und folgt automatisch, wenn ein echter Beweggrund tatsächlich existiert, der in Menschen den Wunsch auslöst, sich aus freien Stücken mit Engagement und Leidenschaft auf ein sinnvolles Ziel zuzubewegen!
Kein Beweggrund, keine Bewegung!
Unsere Beobachtung: Unternehmen kommen nicht deshalb in Schwierigkeiten, weil sie sich in die falsche Richtung bewegen, sondern weil sie sich überhaupt nicht bewegen.
Es gibt nichts, was den Bewegungsdrang der Mitarbeiter stimuliert.
Nichts, was sie begeistert.
Nichts, was sie aus tiefstem Herzen anspricht.
Nichts, für das es sich lohnt, jeden Morgen aufzustehen.
Mitarbeiter brauchen Beweggründe, an die sie glauben können.
Kein Beweggrund, keine Bewegung!