Wenn wir zu unserem Haus in Frankreich fahren, führt unser Weg über die Autobahn Richtung Paris. – Wir unterbrechen unsere Fahrt nur an zwei Mautstellen. Voller Vorfreude auf einige entspannte Tage in einem der für uns schönsten Länder der Welt waren wir neulich aufgebrochen. Den heftigen Regenschauer, der runterkam, ignorierten wir ganz einfach und als wir am ersten Kassenhäuschen anhielten, blinzelte die Sonne gerade durch die Wolkendecke.
„Bonjour“, begrüßen wir die Kassiererin und reichen ihr eine Handvoll Kleingeld.
„Bonjour“, grüßt sie zurück. „Ist es nicht klasse, dass der Regen aufgehört hat? Au revoir et bon voyage!“
Wie sympathisch. Richtig nett. Freundliche Menschen im Alltag sind etwas Schönes.
Einige französische Autobahnkilometer weiter die nächste Mautstelle, gleiches Spiel, doch irgendwie anders: Bonjour, Ticket und Geld. Allerdings würdigt uns die zweite Kassiererin keines Blickes. Kein Wort. Saure Miene. Abwesend und genervt drückt sie uns das Wechselgeld in die Hand und öffnet wortlos die Schranke. Was ist los? Hat sie Kopfschmerzen? Streit mit ihrem Mann? Ärger mit dem Chef? Hat sie gerade einen hochdotierten Job bei der Banque de France verloren und muss nun hier jobben?
Auf den nächsten Kilometern fallen uns zig Gründe ein, warum die Frau so schlecht drauf war. Und klar ist auch, dass ihr Job im Kassenhäuschen nicht unbedingt das ganz große Los ist. Aber dennoch beantwortet es nicht die Frage, warum die Dame, die an der ersten Mautstelle genau die gleiche Arbeit macht, so anders drauf war.
Alles Einstellungssache
Wir haben die Wahl, mit welcher Einstellung wir arbeiten. Uns ist vollkommen klar, dass es nicht leicht ist, jede Arbeit jederzeit mit einer positiven und engagierten Grundhaltung auszuüben. Und natürlich gibt es immer Erlebnisse, die einem die Laune vermiesen können. Ja, und außerdem gibt es auch Schicksalsschläge wie Scheidungen, Krankheiten oder beruflichen Misserfolg. Wer kann in solchen Situationen fröhlich sein?
Es kann auch nicht jeder einfach den Job wechseln. Die schlecht gelaunte Kassiererin kann vermutlich aufgrund ihrer Qualifikation nicht morgen als Ärztin arbeiten, auch wenn sie vielleicht glaubt, dass dieser Beruf sie zufriedener machen würde. Nicht jeden äußeren Faktor kann der Mensch beeinflussen. – Aber eben sich!
Zufrieden oder unzufrieden? – Eine Frage der Einstellung
Ganz gleich welchen Beruf oder welche Position ein Mensch hat, ob Vorstand, Kassiererin oder Ärztin – die Einstellung, mit der wir an unsere täglichen Aufgaben herangehen, haben wir selbst in der Hand. Und die beeinflußt unser Wohlbefinden viel mehr als die Bedingungen der Arbeit selbst.
Dazu fällt uns das Zitat von Martin Luther King ein:
„Wenn ein Mann zum Straßenkehrer berufen ist, dann sollte er Straßen kehren. So wie Michelangelo gemalt hat, wie Beethoven Musik komponiert hat oder wie Shakespeare geschrieben hat, so sollte er die Straßen kehren; so nämlich, dass all die Heerscharen des Himmels und der Erde innehalten und sagen werden: Hier lebte ein großer Straßenkehrer, der seine Arbeit gut gemacht hat.“
Wir interpretieren die Aussage so: Was immer ihr in diesem Moment tut, tut es mit ganzem Herzen. Engagiert. Bewusst. Gern. Mit Freude, Freundlichkeit und einem klaren Commitment. Das ist so viel mehr als einfach nur einen Job zu machen. Eben alles Einstellungssache …
Es gibt keine unbedeutende und gewöhnliche Arbeit, wenn bedeutende und alles, außer gewöhnliche Menschen sie tun.