
Frankfurter Flughafen. Anja wartet in der Lounge auf ihren Abflug. Natürlich geht sie auch mal kurz auf die Damentoilette. Dort herrscht gerade großer Andrang vor den Spiegeln: Make-up checken, die Lippen nachziehen, die Frisur richten.
Ganz normal … Die meisten von uns checken sich mindestens einmal pro Tag oder öfters im Spiegel: Wie wir aussehen, ob die Haare liegen, wie das Hemd sitzt, dass keine Fusseln auf der Jacke sind.
Und warum? Wir wollen einen guten Eindruck machen und attraktiv, überzeugend oder zumindest einfach nur ordentlich aussehen. Unser Äußeres prüfen wir darum vergleichsweise gewissenhaft. Später im Flieger fiel Anja jedoch auf, dass gerade einige der adrettesten Businessflieger gegenüber der Bord-Crew eher ignorant waren. Zeitung, Laptop oder Smartphone vor der Nase, die Flugbegleiter werden keines Blickes gewürdigt. „Dankeschön“ kommt so gut wie nicht vor.
Anja sprach eine Flugbegleiterin in einem ruhigen Moment darauf an. Die Frau antwortete höflich und zurückhaltend, aber es war dennoch klar zu verstehen: Einen Dank erwarten wir erst gar nicht. Aber ab und zu mal ein Lächeln oder ein freundlicher Blickkontakt, das wäre eigentlich schon was Nettes.
Und das ist doch kurios, oder? Das Äußere haben wir im Griff. Aber wann checken wir unser Inneres? Unsere Haltung, unsere Einstellung, mit der wir unterwegs sind und anderen Menschen begegnen?
Die Hand am Schalter
Was die innere Einstellung angeht, gibt es zwei grundsätzliche Betriebsmodi, zwischen denen wir umschalten können:
Haltung „Lust“: Ich bin dankbar für das, was ich habe und es ist eine Lust, heute etwas zu gestalten, einen Unterschied zu machen in meinem eigenen Leben und im Leben von anderen. Was für ein Privileg.
Haltung „Last“: Dankbarkeit ist eine Last. Das steht mir zu und wenn es mal nicht so läuft, wie ich mir das vorstelle, dann sinkt die Laune.
Das ist natürlich sehr vereinfachend und auch nichts wirklich Neues: Über die Haltung „Lust“ haben wir in unseren Büchern immer wieder geschrieben.
Über die Haltung „Last“ schreibt das Leben die Bücher: Die desinteressierten Mitarbeiter, die mürrischen Gesichter in der U-Bahn, die Menschen mit den hängenden Schultern auf dem Weg zur Arbeit.
Worauf wir hinaus wollen: Unsere Grundhaltung zur Welt und zu anderen Menschen bestimmt unser Verhalten, also sollten wir diese Haltung genauso regelmäßig überprüfen wie unser Äußeres. Wir haben die Wahl, mit welcher Haltung wir durchs Leben und durch unseren Arbeitsalltag gehen. Uns ist vollkommen klar, dass es nicht leicht ist, jede Aufgabe mit einer positiven Grundhaltung zu erledigen. Und natürlich gibt es immer Erlebnisse, die uns die Laune vermiesen können. Ja, und außerdem gibt es auch Schicksalsschläge wie Scheidung, Krankheit oder beruflichen Misserfolg. Wer kann in solchen Situationen dankbar, fröhlich, positiv und zugewandt sein?
Und ja, es kann auch nicht jeder einfach den Job wechseln. Die schlecht gelaunte Kassiererin kann aufgrund ihrer Qualifikation nicht morgen als Ärztin arbeiten, auch wenn sie vielleicht glaubt, dass dieser Beruf sie zufriedener machen würde. Nicht jeden äußeren Faktor kann der Mensch beeinflussen. Aber eben … sich selbst!
Raumwechsel
Wir sind uns doch hoffentlich einig, dass die Haltung „Lust“ eine blöde Situation nicht zusätzlich verschlechtert, sondern zumindest aufhellt, oder? Ganz gleich, welchen Beruf oder welche Position ein Mensch hat, ob Vorstandsmitglied, Kassiererin oder Ärztin – die Haltung, mit der wir an unsere täglichen Aufgaben herangehen, haben wir immer noch selbst in der Hand. Und die beeinflusst unser Wohlbefinden letztlich mehr als die äußeren Arbeitsbedingungen.
Insofern ist die Einstellung eben doch eine Wahl. Viele Menschen glauben, dass ihnen ihre Einstellung passiert. Nach dem Motto: „Ihr versteht das nicht. Katharina hat in so einem aggressiven Ton mit mir gesprochen, ich konnte mich nicht anders verhalten.“ Oder: „Was soll ich machen, der Kollege hat mich schon wieder enttäuscht, da ist doch klar, dass ich aus der Haut gefahren bin!“ Oder: „Also für den Stau kann ich ja nun wirklich nichts, und wenn ich dann zu spät komme, verhagelt es mir einfach die Laune.“
Ähem. Oh doch! Ich kann mich anders verhalten. Denn es ist meine eigene Entscheidung: Ich habe mich für diese Haltung entschieden, wenn auch vielleicht nicht bewusst.
Check deine Einstellung an der Tür!
Und an dieser Stelle haben wir einen Tipp: Ein guter Freund hat uns mal seine Taktik erklärt, wie er es schafft, sich seine innere Haltung regelmäßig ins Bewusstsein zu rufen.
So wie Menschen ihr Äußeres im Spiegel checken, hat er sich angewöhnt, mehrmals am Tag sein Inneres zu checken. Seine Triggerpunkte sind Türen bzw. damit verbundene Raumwechsel. Wenn er also beispielsweise von draußen ins Bürogebäude hineingeht, macht er eine kurze Pause, spürt in sich hinein und fragt sich ab: Wie ist gerade meine Haltung? Wenn nötig, stellt er sie neu ein und erst dann betritt er das Büro.
Oder wenn er vom Büro in den Meetingraum geht: kurz innehalten. Check, justieren und dann in den Meetingraum hineingehen. Wenn er nach der Arbeit nach Hause kommt, also von draußen nach drinnen geht: Türgriff in der Hand, kurze Pause, Check, nachregeln und erst dann öffnet er die Tür.
Das finden wir einen verdammt guten Vorschlag!