
Die Kosten-Nutzen-Ratio des Experimentierens
Wir haben Seminare entwickelt, für die es nur wenig Nachfrage gab. – Wir haben Vorträge entwickelt, getestet und wieder in die Tonne getreten. Wir haben in Unternehmen investiert, die nicht gehalten haben, was wir uns von ihnen versprochen hatten.
Ja, wir haben Fehler gemacht. Eine Menge Fehler. Und jedes Mal, wenn wir einsehen mussten, dass sich unsere schöne Idee als Flop entpuppt hat, war das kein Hochgefühl, sondern hat sich einfach nur mies angefühlt.
Charles Handy, einer unserer Lieblingsautoren, sagt:
“Wenn alle deine Experimente im Leben wie erhofft verlaufen, dann forderst du dich wahrscheinlich nicht genug. Möglicherweise könntest du andere, interessantere Leben führen, würdest du mehr wagen.“
Wir wissen: Wenn du testest, ausprobierst, experimentierst und Neues wagst, dann ist eines ganz sicher: Zwischendurch fällst du auf die Nase. Oft mehr als einmal. Aber auch wenn du zwischendurch auf die Nase fällst – früher oder später wirst du Erfolg haben. Garantiert. Vorausgesetzt, du testest, probierst, experimentierst und wagst trotzdem immer weiter! Das Unternehmen Supercell feiert sogar jeden Flop, und das bei einer Fehlschlagquote von 95 Prozent …
Immer das gleiche lahme Argument gegen Experimente
Experimente finden wir lebenswichtig. Notwendig. Unverzichtbar. Insbesondere in Unternehmen. Aber jedes Mal, wenn wir das predigen, hören wir Variationen der immer gleichen Gegenargumente: “Kommt schon, das funktioniert doch gar nicht. Ehrlich, wir haben keinen Spielraum zum Rumprobieren, wir brauchen den sicheren Erfolg.”
Und außerdem: Wollen wir wirklich vorschlagen, dass der Herzchirurg, bei seiner nächsten Operation mal ausprobiert, ob ein Herzschrittmacher auch verkehrt herum funktioniert?
Nein, das wollen wir nicht. Weil bei einem solchen Experiment die Kosten des Scheiterns viel größer wären als der Gewinn des Experimentierens.
Ein Rennfahrer, der auf der letzten Runde in Führung liegend testet, ob in der Hochgeschwindigkeitskurve auch eine andere Fahrlinie funktioniert? Ein Verkäufer, der kurz vor dem Abschluss des Millionen-Deals ein ganz neues Verkaufsargument ausprobiert? – Nein, das alles meinen wir nicht, wenn wir vom Experimentieren schwärmen. Denn bei all diesen Nonsens-Beispielen stimmt die Ratio zwischen den Kosten des Scheiterns und dem Nutzen des Gelingens nicht.
Es geht um das Verhältnis zwischen Kosten und Nutzen
Die guten Experimente, die wir meinen, liefern einen großen Gewinn im Falle des Gelingens, kosten im schlechtesten Falle aber nur wenig. Wenn ihr beispielsweise morgen euer Projektmeeting im Stehen statt im Sitzen machen würdet, dann wären die Kosten des Scheiterns minimal. Denn ihr könntet es am nächsten Tag ganz einfach wieder anders machen. Aber der Gewinn eines kurzen, effektiven Meetings kann sehr hoch sein. Sucht solche günstigen Risiko-Situationen und probiert es dann einfach aus!
‘Business as usual’ ist das größere Risiko
Wer nur das macht, was alle anderen auch machen, weil er Angst hat, auf die Nase zu fallen, der benutzt das Risiko eines schlecht gestalteten Experiments als Ausrede für „Business as usual“– ohne zu erkennen, dass er so ein viel größeres Risiko eingeht:
Wer immer nur macht, was er schon immer getan hat, wird immer nur das bekommen, was er schon immer bekommen hat.
Wer etwas anderes haben will, muss etwas anderes tun!