
Binsenweisheit lebenslanges Lernen?
Was uns ziemlich auf die Nerven geht: Die geistigen Nussbaumantikmöbelfreunde. Die graue Gesellschaft von Status-Quo-Bewahrern und Lernverweigerern. Das fleischgewordene Establishment, das sich beschwert von Sattheit behäbig in analoger Selbstzufriedenheit wälzt. Deren Lieblingssatz im geschäftlichen Kontext lautet: „Das mag ja für XY funktionieren, aaaber bei uuuuns geht das doch nicht!“
Gerade jetzt, wo es darauf ankommt, geistig schnell und wendig zu sein, weil der Sturm der Veränderung ums Geschäftsgebäude tobt, ist diese Haltung brandgefährlich.
Zwei grundverschiedene Einstellungen
Diese zugegebenermaßen ziemlich freche Unterteilung in Lebenslang-Lernende versus Alles-schon-zu-wissen-Glaubende – diese Unterteilung haben wir bisher eher aus dem Bauchgefühl heraus vorgenommen. Nun aber haben wir einen prominenten Unterstützer dafür gefunden: Microsoft-Chef Satya Nadella.
Nadella hat Microsoft im Jahr 2014 in denkbar herausfordernden Zeiten übernommen. Jahrelang hinkte der Software-Riese der Konkurrenz hinterher. Doch mittlerweile hat Microsoft die Kurve gekriegt und blüht wieder auf.
Nadella hat nicht nur einen dramatischen Wandel des Geschäftsmodells und des Produktangebots durchgezogen, sondern auch einen grundlegenden Kulturwandel. Dass er die Unternehmenskultur kräftig aufrütteln würde, daraus hat Nadella von Anfang an kein Geheimnis gemacht.
Einen entscheidenden Impuls hat er im Buch „Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt“ gefunden, das von der Psychologie-Professorin Carol Dweck geschrieben wurde, die in Stanford forscht und lehrt. In einem Interview mit Bloomberg erklärt Nadella es so:
„Nimm zwei Menschen. Einer ist ein Learn-it-all, also einer, der sich selbst als lebenslanger Lerner versteht. Und der andere ist ein Know-it-all, also einer, der glaubt, schon alles zu wissen. Der Learn-it-all wird den Know-it-all auf lange Sicht immer überholen, selbst wenn er aus einer schlechteren Position heraus startet. Das ist wahr für Schüler. Es ist wahr für CEOs. Und es ist wahr für jeden Angestellten bei Microsoft.“
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Growth Mindset versus Fixed Mindset
Die Idee des Gegensatzes von Know-it-all versus Learn-it-all wurde zum wichtigen Treiber der Veränderung bei Microsoft. Was Nadella an dem Konzept von Carol Dweck angesprochen hat, ist genau das, was auch wir intuitiv spüren, nämlich dass es zwei unterschiedliche Menschentypen gibt: Dweck unterscheidet zwischen „Fixed Mindset“ (statisches Selbstbild) und „Growth Mindset“ (dynamisches Selbstbild).
Menschen mit einem „Fixed Mindset“ glauben, dass Fähigkeiten angeboren und unveränderlich sind. Ich kann also beispielsweise Mathe – oder ich kann es eben nicht. Da solche Menschen keine Strategie besitzen, an Herausforderungen zu wachsen, versuchen sie diese zu vermeiden.
Menschen mit einem „Growth Mindset“ hingegen gehen davon aus, dass sie sich immer weiterentwickeln und alles lernen können, wenn sie nur ausreichend Willen und Energie hineinstecken. Sie sind Veränderer und denken eher: „Hey, von diesem Fehler kann ich was lernen. Ich wachse daran, wenn ich mich an etwas Schwierigem ausprobiere.“ Wenn etwas schief läuft, fragen sie sich, was sie nächstes Mal besser machen können. Menschen mit dieser inneren Überzeugung suchen Herausforderungen und sehen Misserfolge als Entwicklungsschritte auf ihrem Weg zum Erfolg.
Und was ist mit dir?
Wie Satya Nadella sind auch wir davon überzeugt, dass die Digitalisierung Unternehmen und ihre Mitarbeiter vor immense Herausforderungen stellt. Grundlegend Neues entsteht dort, wo Menschen mutig voranpreschen, Ideen entwickeln und umsetzen, nachjustieren, nachdem erste Erfahrungen gesammelt worden sind, weitermachen – und das immer und immer wieder.
Ein Growth Mindset ist dabei sehr hilfreich, denn mit dieser Einstellung werden die zahlreichen Herausforderungen viel eher als persönliche Chancen wahrgenommen und angegangen.
Deshalb lohnt es sich, über diese Frage nachzudenken: Wie ist die Kultur in eurem Unternehmen? Ist sie tendenziell mehr durch den Fixed Mindset geprägt? Wenn die selbstehrliche Einschätzung JA lautet, dann ist eines sehr sicher: Es stehen euch massive Probleme ins Haus.
Wenn ihr wollt, macht einen einfachen Test: Welche Attribute, Verhaltensweisen und Einstellungen sind tendenziell mehr verbreitet in eurem Unternehmen?
Growth Mindset: Verändern
Fixed Mindset: Mit dem Finger auf die Umstände zeigen
Growth Mindset: Gestalten
Fixed Mindset: Ausführen
Growth Mindset: Ermächtigen
Fixed Mindset: Kontrollieren
Growth Mindset: Neues wagen
Fixed Mindset: Gegenwärtiges optimieren
Growth Mindset: Durchhalten
Fixed Mindset: Aufgeben
Growth Mindset: Erforschen
Fixed Mindset: Bremsen
Growth Mindset: Transparenz kultivieren
Fixed Mindset: Wissen horten
Growth Mindset: (Selbst)Verantwortung übernehmen
Fixed Mindset: Das steht so nicht in meiner Stellenbeschreibung
Growth Mindset: Innovativ denken und handeln
Fixed Mindset: Erklären, warum es nicht geht
Growth Mindset: Einfach mal machen
Fixed Mindset: Abwarten
Growth Mindset: Herausforderungen suchen
Fixed Mindset: In der Sicherheitszone bleiben
Growth Mindset: Lernbereitschaft kultivieren
Fixed Mindset: Neues tendenziell abwehren
Growth Mindset: Zuhören
Fixed Mindset: Selbst viel reden
Growth Mindset: Über den Tellerrand schauen
Fixed Mindset: Geistige Zäune errichten
Growth Mindset: Überzeugungen hinterfragen
Fixed Mindset: Glaubenssätze verteidigen
Growth Mindset: Querdenker fördern
Fixed Mindset: Querdenker aussortieren
Growth Mindset: Kontakte, Impulse und Wissen breitgefächert suchen und aufnehmen
Fixed Mindset: Im Fachgebiet verschanzen
Growth Mindset: Störauftrag kultivieren
Fixed Mindset: Veränderungen wegvernünfteln und kleinreden
Growth Mindset: Sich selbst herausfordern
Fixed Mindset: Sich darauf berufen, dass man dazu schon zu alt sei
Growth Mindset: Chancen suchen
Fixed Mindset: Nach dem Haar in der Suppe suchen
Growth Mindset: Aus Fehlschlägen lernen
Fixed Mindset: Potenzielle Fehlschläge vermeiden
Growth Mindset: Über Kritik nachdenken
Fixed Mindset: Kritik ignorieren oder als Angriff deuten
Growth Mindset: Neugierde
Fixed Mindset: Geistige Sattheit
Growth Mindset: Digitale Offenheit
Fixed Mindset: Analoge Selbstzufriedenheit
Growth Mindset: Warum-nicht-Haltung
Fixed Mindset: Bedenkenträgertum
Growth Mindset: Unkonventionell denken
Fixed Mindset: Schmalspurdenken
Growth Mindset: Experimentierfreude
Fixed Mindset: Risikovermeidung
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Macht einfach Kreuze und zählt sie zusammen.
Wo steht die größere Zahl?
Und wenn ihr den Test nochmal für euch selbst macht:
Wo würdet ihr euch selbst einordnen?

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