Wir waren in Tokio und trafen uns mit einer Freundin in der Innenstadt. Treffpunkt: Vor einem Sushi-Restaurant in der U-Bahn-Station Ginza.
Es klappte, sie kam und wir zogen gemeinsam los. Da sagte sie: „Hey, ist euch eigentlich klar, wo wir gerade waren?“
Wo? Was meinte sie? Das kleine, unscheinbare Sushi-Restaurant mit vielleicht zehn Sitzplätzen, die so aussah, wie hundert andere?
„Das war das Sukiyabashi Jiro!“, rief sie. „Jiro Ono! Der Größte! Der Meister!“
Jiro dreams of Sushi
Wir hatten keine Ahnung von Jiro Ono. Aber als wir wieder aus Japan zurück waren, brachte uns ein großartiger Dokumentarfilm über ihn auf die Spur. Schon der Titel ist klasse: „Jiro dreams of Sushi“ (Trailer). Und jetzt wissen auch wir: Das Sushi-Restaurant hat drei Michelin-Sterne! Und der Chef und Inhaber Jiro gilt als der beste Sushi-Meister der Welt.
Obwohl Jiro bereits 94 Jahre alt ist, arbeitet er bis auf sonntags jeden Tag der Woche in seinem kleinen Restaurant. Und das mit einer derartigen Passion, dass er – so sagt er – nachts sogar noch von Sushi träumt. Sein Beruf ist seine Leidenschaft. Das heißt zum einen: Bei ihm gibt’s Sushi und fertig. Kein Trallala drumherum, keine Vorspeisen, keine Nachspeisen, kein aufwändiges Ambiente. Was zählt, ist das eine, nämlich das beste Sushi der Welt.
Du musst in deine Arbeit verliebt sein
Und das heißt zum anderen: Jiro wird nicht müde, seine Reise ist niemals zu Ende.
Obwohl er 90 ist, will er sich immer noch weiterentwickeln:
“Ich versuche die Spitze zu erreichen. Aber niemand weiß, wo die Spitze ist … in meinen Träumen sehe ich Visionen großartiger Sushi. Du musst deinen Beruf lieben. Du musst in deine Arbeit verliebt sein.“
Diese Einstellung ist großartig, finden wir. Sie birgt nicht nur das Geheimnis erfüllter Arbeit, sondern auch das Geheimnis eines erfüllten Lebens: Bleib nicht stehen, werde nicht selbstzufrieden, glaube nicht, dass du schon fertig bist.
Don’t settle!
Sondern: Bleibe neugierig, versuche zu wachsen, bleibe lernbereit, bleibe wissensdurstig. Das war, was Steve Jobs meinte, als er sagte: „Don’t settle!“
Jetzt mal ehrlich: Wie viele 90-Jährige … ach, was! Wie viele 40-Jährige kennst du, die so denken? Und wie viele kennst du, die genau das Gegenteil leben? Die satt sind, selbstzufrieden, die im Trott leben bis das Essen auf Rädern kommt?
Deren Leben gefangen ist im Hamsterrad der Routinen: aufstehen – zur Arbeit fahren – heimfahren – vor dem Fernseher sitzen und sich erholen – schlafen gehen. Deren Leben mechanisch läuft, angetrieben vom Konsumschwungrad und eingehegt von den Ängsten vor Veränderung und Verlust?
Lass uns wie Jiro sein
Natürlich kann man das so machen, uns liegt es fern, Lebensstile anderer Menschen zu bewerten. Nur für uns ist das nichts. Wir hoffen, dass wir mit 94 auch so ticken wie Jiro.
Und das wünschen wir dir auch!