Was Kreativität mit Sicherheitszonen & Karaokebars zu tun hat

Warum wir alle ein Umfeld brauchen, das Karaoke-Confidence ermöglicht:

Was Kreativität mit Sicherheitszonen & Karaokebars zu tun hat

Daisuke Inoue hat „eine völlig neuartige Methode entwickelt, den Menschen beizubringen, sich gegenseitig zu tolerieren“ – So der Laudator bei der Preisverleihung des Ig-Nobelpreises für Inoue. Diese Spaßnobelpreise werden jährlich für seltsame wissenschaftliche Errungenschaften verliehen. Inoue erhielt seinen Preis in der Kategorie „Frieden“.

Was also hat der Mann aus Osaka erfunden? Etwas, für das man eine Bühne, einen Bildschirm, ein Mikrofon braucht – und einen Raum voller Menschen, die auf einen Schlag alle Contenance über Bord werfen, um mit großen Gesten und schiefen Noten ihre Lieblingshits nachzusingen: KARAOKE!

Der Witz dabei ist, dass ihr nicht singen können müsst, um beim Karaoke Beifall zu bekommen. Natürlich fallen dem Publikum talentierte Sänger durchaus auf, aber ein weniger begabter, enthusiastischer Neuling bekommt oft genauso viel Applaus und Anfeuerung.

Uns interessiert beim Thema Karaoke aber etwas anderes: der Transfer in die Welt der Wirtschaft.

Beispielsweise: Wie findet ihr im Job den Mut, etwas Neues auszuprobieren, obwohl ihr wisst, dass ihr darin zunächst einmal ziemlich schlecht sein werdet? Ihr bräuchtet also genau diesen Mut, den ihr in der Karaoke-Bar erleben könnt. Die beiden Kreativ-Gurus David und Tom Kelley bezeichnen das darum auch als Karaoke-Confidence: Also das Vertrauen darauf, nicht kritisiert, sondern unterstützt zu werden. Dieses Vertrauen nimmt die Angst vor dem Versagen und unterstützt die Kreativität.

Damit Karaoke-Confidence in einem Unternehmen oder in einem Team entstehen kann, braucht es zunächst eine wirklich sehr, sehr wichtige Differenzierung: Es gibt ein Innen und ein Außen!

Karaoke-Confidence wird nach innen gebraucht – und nur nach innen! Im geschützten Raum der vertrauten Gruppe kann jeder ausprobieren, etwas testen, einen Versuch machen. Hier muss es nicht perfekt sein. Hier zählt die Idee, noch nicht unbedingt das Ergebnis. Hier zählt der Mut, etwas zu gestalten und zu verändern.

Aber nach außen: Hier braucht es nicht nur keine Karaoke-Confidence, hier wäre sie sogar schädlich! Nach außen, gegenüber den Kunden und der Öffentlichkeit, braucht es das positive Ergebnis der Versuche, der Experimente, des Ausprobierens – nicht die Irrtümer und Fehlschläge. Mit anderen Worten: Kunden gegenüber soll das Unternehmen nicht wie ein schlecht imitierter Sinatra klingen, sondern ausgefeilt und durchdacht liefern, was versprochen und verkauft wurde.

In vielen Unternehmen gibt es diese Trennwand nicht: Es gibt keinen vertrauten Schutzraum – auch nach Innen muss dort alles perfekt und ausgefeilt sein. „Bringen Sie mir Ihre Idee inklusive detailliertem Businessplan, vollständiger Wettbewerbsanalyse und Finanzplanung. Und bitte ASAP!“ – Dieser Stil von falsch verstandener „Professionalität“ führt natürlich dazu, dass nichts Neues ausprobiert wird und kaum Ideen ausgetauscht werden. Und wenn, dann nur solche, die 1000 mal abgesichert sind, damit man sich nur ja keine Blöße gegenüber dem Chef gibt.

Wir haben es schon mehr als einmal beschrieben, nämlich zum Beispiel hier:

Chefs müssen eine Sicherheitszone schaffen: Das ist der Raum, in dem Respekt und Toleranz zu Hause sind. Ein Ort, an dem Menschen keine Angst haben und jeden Tag mit dem guten Gefühl nach Hause gehen, dass ihr Beitrag geschätzt wird. Auf diesem Nährboden können sich Mitarbeiter ausprobieren und Erfolge feiern. Ohne diese Sicherheitszone erobern Angst, Misstrauen und blinder Selbstschutz die Festung jeder Organisation.”

Das gleiche gilt übrigens auch im persönlichen Bereich: Wenn ihr wachsen und euch weiterentwickeln wollt, braucht ihr ein Umfeld, das Karaoke-Confidence ermöglicht: Ein Umfeld, in dem ihr nicht perfekt sein müsst. Ein Umfeld, in dem ihr euch ausprobieren und (gemeinsam) singen dürft und sei es auch noch so schräg …

Alle Blogbeiträge »

Werde Teil der Community mit >100.000 Menschen:
Backstage-Report Newsletter | Instagram | YouTube | Linkedin Anja | Linkedin Peter