Patagonia: Genug ist genug

Patagonia Jacke

Patagonia: Genug ist genug

„Habe ich schon!“, “Brauche ich nicht!“, “Muss ich nicht mitmachen!“ „Genug!“ – Wir beide sind in der Lage, das zu sagen. Und – wie wir aus vielen Zuschriften wissen – auch viele unserer Leser. Vor allem im privaten Bereich klinken sich immer mehr Menschen aus dem Ich-will-das-haben-was-alle-haben-und-noch-ein-bisschen-mehr-Kreislauf aus.

Unternehmen brauchen: mehr. mehr. mehr.

Doch für Unternehmen ist es scheinbar unmöglich sich zu bescheiden. Mehr Wachstum! Mehr Umsatz! Mehr Kunden! Mehr Produkte! Mehr Marktanteile! Die Wirtschaft scheint ein einziger Eroberungsfeldzug zu sein. Und wer da nicht mitmacht, wird geschluckt, verdrängt, besiegt.

Aber stimmt das wirklich? Wir wollten das nicht glauben. Auf der Suche nach Firmen, die das „Genug“ aus einer besonnenen Haltung heraus kommunizieren, sind wir auf ein bemerkenswertes Inserat gestoßen…

Kauf. Das. Nicht.

Der Black Friday, der Freitag nach Thanksgiving, ist der traditionelle Beginn des Weihnachtseinkauf-Sturmlaufs der amerikanischen Konsumenten. An diesem Tag im Jahr 2011 inserierte Patagonia, ein kalifornischer Hersteller von Outdoor-Kleidung und -ausrüstung, großformatig in der New York Times. Abgebildet war eine Outdoor-Jacke und darunter stand: „Don‘t buy this jacket!“ – allen Ernstes!

Okay, der erste Gedanke ist natürlich: Cleverer Werbetrick.
Der zweite Gedanke: Ganz schön zynisch!
Aber unser dritter Gedanke war: Moment mal, vielleicht steckt da ja mehr dahinter. Wofür steht Patagonia denn eigentlich? Und bei näherem Hinsehen fanden wir Erstaunliches: „Reduce, Repair, Reuse, Recycle“.

– REDUCE: Was du nicht brauchst, sollst du auch nicht kaufen.
– REPAIR: Wenn etwas kaputt ist, repariere es, bevor du etwas Neues anschaffst.
– REUSE: Gib das, was du nicht mehr brauchst, weiter, damit es seinen Zweck auch weiter erfüllen kann.
– RECYCLE: Wenn es nicht mehr zu reparieren ist und sich kein anderer Nutzer findet, recycle die Rohstoffe.

Wir wollen keine Verbraucher sein

Das sind Forderungen von geradezu alttestamentarischer Wucht. Und Patagonia predigt diese Gebote bei jedem Kundenkontakt. Das Unternehmen möchte, dass ihre Kunden keine Verbraucher, sondern Gebraucher ihrer Produkte sind. Sie sollen mit Sinn und Verstand kaufen und Verantwortung für das Gekaufte übernehmen. Und für Patagonia heißt das in letzter Konsequenz: den Kunden dazu anhalten, Konsum zu vermeiden. Auch und gerade den der eigenen Produkte.

Kaufen wir!

Wir kaufen Patagonia diese Haltung ab. Und offenbar gibt es einen Markt für Unternehmen mit Haltung. Das zeigt nicht nur der Erfolg von Patagonia, sondern beispielsweise auch der Erfolg des Waltroper Handelsunternehmens Manufactum seit über 25 Jahren. Auch denen ist es lieber, der Kunde kauft einmal in seinem Leben ein Produkt mit hoher Lebensdauer als Billigzeug, das alle paar Monate ersetzt werden muss.

Also: Es geht!
Genug zu sagen muss keine Privatsache bleiben.

Wenn es im Unternehmen authentisch und aufrichtig gelebt wird, kann Vernunft ein Erfolgsfaktor sein, der den Unterschied macht. Allerdings: Auf den Handyhersteller, der seinen Kunden rät, das alte Gerät noch ein weiteres Jahr zu benutzen, warten wir bislang noch vergeblich…

Alle Blogbeiträge »

Werde Teil der Community mit >100.000 Menschen:
Backstage-Report Newsletter | Instagram | YouTube | Linkedin Anja | Linkedin Peter