Warum die Deadline der natürliche Feind des Perfektionismus ist

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Warum die Deadline der natürliche Feind des Perfektionismus ist

Frank ist Perfektionist. Das ist weder eine positive noch eine negative Aussage über ihn, sondern einfach nur eine seiner Eigenschaften: Er macht alles ganz genau. Auf den Millimeter.

Gut wäre das, wenn Frank Neurochirurg wäre. Oder Uhrmacher. Oder Pilot. Oder wenn er zur Boxencrew des Ferrari-Formel-1-Teams gehören würde. Tut er aber nicht. Stattdessen hat Frank zusammen mit seiner Frau eine kleine Pizzeria aufgemacht. Und da ist Perfektionismus schlicht gesagt eine Katastrophe.

Die Salamischeibe auf den Millimeter genau ausgerichtet

Warum? Weil die Gäste graue Haare kriegen vor lauter Warten auf ihr Essen, während Frank in der Küche die Salamischeiben mit dem Lineal auf den Millimeter genau ausrichtet. Und weil Frank graue Haare bekommt, denn er kann so viel Undankbarkeit einfach nicht verstehen: Warum können die Gäste seine Präzision beim Pizzabacken nicht schätzen und beschweren sich und bleiben am Ende ganz weg?

Menschen wie Frank begegnen wir immer wieder: detailversessen, akribisch, aber auf dem völlig falschen Dampfer, so dass sich ihr Perfektionismus nicht auszahlt –weder für sie selbst, noch für andere.

Ein Verteidigungsmechanismus

Warum sind Menschen so? – Ein wirklich interessanter Gedanke dazu kommt von der amerikanische Professorin Brené Brown (über die wir HIER und HIER schon mal geschrieben haben): Das Streben nach Perfektion sei im Kern ein Verteidigungsmechanismus gegen Tadel, Kritik und Fehler. Je verzweifelter jemand versucht, den Erwartungen der anderen durch immer neue Anstrengungen gerecht zu werden, desto mehr erwartet er dafür belohnt, bestätigt, gelobt zu werden: Schau doch, ich gebe doch alles!

Perfektionismus oder Anpassungsfähigkeit – nur geht das leider nicht zusammen

Der Prozess wird über das Ergebnis gestellt. Aber dem Empfänger ist der Prozess letztlich egal, er will einfach das Ergebnis. Diese Diskrepanz frustriert beide Seiten – und verhindert den Erfolg.

Gerade auf unternehmerischer Ebene gilt: Hütet euch vor Perfektionismus an Stellen, wo er nicht hingehört. Ihr müsst euch im Grunde entscheiden, ob ihr lieber ein möglichst fehlerfreies Unternehmen aufbauen wollt oder ein anpassungsfähiges Unternehmen. Der Perfektionsanspruch erzeugt nämlich automatisch mehr Kontrollmechanismen, mehr Bürokratie, mehr Unproduktivität, mehr Lähmung. Und das ist in dynamischen Märkten hoch risikoreich!

Als Frank sich bei uns über seine Gäste beschwerte, hatten wir übrigens nur ganz wenig Verständnis für ihn. Die Geduld des Menschen beim Warten im Restaurant ist nunmal begrenzt. Punkt. Hätte er mal die Zeit zwischen Bestellen und Servieren gemessen und begrenzt!

Die heilsame Wirkung von Deadlines

Genau das ist nämlich die Lösung! Perfektionismus einzuschränken ist gar nicht so schwer. Wenn es klappt, dann so wie bei uns selbst, wenn wir schreiben: Leider kann man ja grundsätzlich jeden Text nochmal überarbeiten. Und nochmal. Und nochmal. Es findet sich grundsätzlich immer noch eine Korrektur, ein besseres Verb, eine treffender Wendung …

Natürlich wird das Ganze bei jeder Überarbeitung unproduktiver – ohne nennenswerten Effekt auf die Wirkung des Textes beim Leser.

Wir haben darum für uns selbst entdeckt:
Deadlines helfen ungemein!

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