
Warum kommen wir nicht voran? Eigentlich haben wir doch schon so viel Erfahrung mit dem Bücherschreiben. Wir haben ein gutes Gerüst gebaut, haben die Argumentation und den Aufbau sorgfältig durchdacht, haben gut geplant und unsere Zeit realistisch eingeteilt. Wir wissen ganz genau, was wir schaffen können. Und trotzdem: In den letzten Tagen sind wir nicht richtig vorangekommen. Wir haben ganz einfach nicht die Textmenge geschafft, die wir uns vorgenommen hatten. Und dann ist uns noch aufgefallen, dass die Argumentation in zwei Kapiteln nicht stringent war. Und das Beispiel in Kapitel 4 war irgendwie lahm … Was ist nur los?
Wir haben ein Plateau erreicht. Und das fühlt sich mies an! Unser innerer Kritiker motzt und schimpft und wir sind gereizt. Frustriert. Unsere Erwartung ist: Wir müssen vorankommen! Es muss jeden Tag ein Stückchen weitergehen!
Wir wetten, du kennst das:
- Das Lauftraining soll jede Woche zu einer besseren Zeit auf der gleichen Strecke führen!
- Die Umsatzkurve im Geschäft soll jeden Monat ein bisschen weiter nach oben zeigen!
- Die Diät soll funktionieren, wie geplant. Woche für Woche ein paar Gramm weniger auf der Waage!
- Die Karriere soll so laufen, dass wir regelmäßig eine Stufe höher klettern und mehr Geld verdienen!
Wir investieren Energie, Zeit und Kraft in unsere Ziele und erwarten dementsprechend stetigen Fortschritt. Bloß: Manchmal klappt das eben nicht. Und dann sind wir enttäuscht und frustriert.
Was also tun, wenn du ein Plateau erreichst, wo es verdammt noch mal nicht vorwärts geht? In so einer Situation gibt es zwei grundsätzliche Haltungen:
1. Du kannst sagen „Es geht eben nicht“, kannst wahlweise die widrigen Umstände verfluchen oder dich selbst, kannst das Plateau als plausiblen Grund verwenden, um aufzuhören und es nie wieder zu versuchen.
2. Du kannst die Ärmel hochkrempeln, dein Vorgehen adaptieren und verbessern oder einfach nur verändern, Feedback einholen, auf dieses Feedback reagieren und an der Herausforderung arbeiten.
Rate mal, welche Haltung dir dabei hilft, das Plateau hinter dir zu lassen und weiterzukommen? Und davon abgesehen: Wer hat gesagt, Entwicklung müsse linear verlaufen? Also jeden Tag ein kleines bisschen besser, immer weiter, kontinuierlich?
Das zu erwarten ist allzu menschlich, aber dein Frust ist damit vorprogrammiert. Denn die Wahrheit ist:
- Nicht jede Laufeinheit wird eine persönliche Bestmarke setzen.
- Nicht jeder Kundenkontakt wird die Umsatz- und Ertragskurve nach oben pushen.
- Nicht jedes Essen wird bei dem Wunsch abzunehmen hilfreich sein.
Wenn du genau hinschaust: Nirgendwo verlaufen natürliche Entwicklungsprozesse linear und kontinuierlich. Oft gibt es Stufen, Stagnationsphasen, dann wahre Entwicklungssprünge, exponentielles Wachstum für kurze Zeit, dann wieder ein Plateau, manchmal sogar ein kleiner Rückschritt vor der nächsten Stufe. Zum Beispiel bei der körperlichen und der geistigen Entwicklung von Kindern. Beim Lernen von Fremdsprachen, beim Muskelaufbau und beim Ausdauertraining, beim Größenwachstum von Pflanzen, beim technischen Fortschritt, eigentlich überall, wo man hinschaut.
Wenn du das nächste Mal ein Plateau erreichen: Vielleicht solltest es einfach nehmen als das, was es ist: ein natürlicher Bestandteil des Weges und das Sich-sammeln vor dem nächsten Sprung nach vorn.