
Alles läuft super. Der Laden ist auf Monate ausgebucht. Die Kritiker überschlagen sich mit Lob. Besser kann es nicht laufen … und dann? Statt den Erfolg auszukosten, das Gute noch weiter zu optimieren und dafür zu sorgen, dass es noch runder läuft, macht dieser Typ einfach etwas ganz Neues. Er wagt den großen Wandel, ohne doppelten Boden. Ist das vollkommen durchgeknallt? Oder ist das klug und mutig!
Der Typ, von dem hier die Rede ist, heißt René Redzepi. Er ist Küchenchef und Mitbesitzer des Noma in Kopenhagen. Das ist nicht irgendein Fresstempel, sondern eines der einflussreichsten Restaurants der Welt: Mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet und bereits viermal zum „World’s Best Restaurant“ gewählt! Und Redzepi ist nicht nur einer der anerkanntesten Meister seines Fachs, sondern einer der mutigsten, frechsten und innovativsten.
Wandel auf dem Höhepunkt seines Erfolgs
Anfang 2015 erlebt Japan mit ihm ein unglaubliches kulinarisches Experiment: Redzepi packt sein komplettes Restaurant – inklusive des 77-köpfigen Noma-Teams – in Kopenhagen ein und eröffnet es neu als temporäres Restaurant im 37. Stock des Hotels Mandarin Oriental in Tokio. Sein Ziel: Absolut neue Gerichte mit ausschließlich japanischen Zutaten kreieren. Und zwar für exakt 37 Tage.
Und das ohne Not. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs. Ohne Netz und doppelten Boden. Zwei Tage bevor das neue Noma seine Türen in Tokio öffnete, war überhaupt nicht klar, ob man diese Herausforderung überhaupt meistern würde: Komplett neue Gerichte, mit Zutaten, die die meisten Mitglieder des Küchenteams noch nie gesehen hatten, geschweige denn damit je gekocht hatten. Manche Zutaten waren nur unzuverlässig verfügbar. Die Einrichtung im temporären Restaurant im Mandarin Oriental passte überhaupt nicht zum Stil des Essens. Das Team litt unter Jetlag und der Druck war riesengroß: Und es gab Zehntausende von Reservierungsanfragen, Heerscharen von Food-Bloggern, Fotografen und Journalisten richteten ihren Fokus auf die Neueröffnung. Keiner wusste, ob so ein verwegener Umzug ohne Qualitätsverluste überhaupt möglich war – auch René Redzepi nicht. Ein Mann mit Nerven aus Stahl.
Das Ergebnis: Sie schafften es!
Dann ging Redzepi mit seinem Team erneut auf Tour: zehn Wochen Sydney. Wieder um die Zutaten des Landes zu entdecken. In Kopenhagen lassen Redzepi und sein Team wieder mal alles zurück und öffnen sich für Neues.
Ach ja – und 2018 eröffnete Redzepi wieder ein neues Restaurant in Kopenhagen, das Noma 2.0. Mit einem neuem Konzept und an einem neuem Standort: in der alternativen Wohnsiedlung Christiania.
Die Frage ist: Warum um Himmels Willen macht Redzepi all das?
Warum geht er so große Risiken ein, seinen Weltruf zu verspielen? Warum verlässt er regelmäßig seine Sicherheitszone und sucht die verwegensten Herausforderungen?
Die Antwort ist: Weil ihm sonnenklar ist, dass er und sein Team nur noch an solchen extremen Herausforderungen wachsen können. Und stehen bleiben, es sich auf den Lorbeeren bequem machen und zusehen, wie sein Stern ganz langsam verblasst, kommt für einen innovativen Geist wie ihn einfach nicht in Frage!
Allerallerhöchsten Respekt! Zwei Dinge nehmen wir davon mit:
1) Wandel um des Wandels willen ist falsch. Aber wenn man spürt, dass die Zeit reif ist und es sein muss, dann ist Wandel immer der Antrieb und des Herzstück für persönliches Wachstum und wirtschaftlichen Erfolg.
2) Wahrer Mut ist es, sich selbst herauszufordern – und zwar nicht erst dann, wenn es nicht mehr so läuft, sondern gerade dann, wenn es gut geht.
Menschen, die auf dem Höhepunkt des Erfolgs schon etwas Neues wagen, obwohl nicht sicher ist, dass es genauso erfolgreich sein wird, wie das Alte – vor denen haben wir tiefen Respekt!