Soziale Homophilie – Warum es sich lohnt, ab und zu etwas ANDERES zu tun

SOZIALE HOMOPHILIE – WARUM ES SICH LOHNT, AB UND ZU ETWAS ANDERES ZU TUN

Soziale Homophilie – Warum es sich lohnt, ab und zu etwas ANDERES zu tun

Mia san mia! – Wir neigen dazu, uns mit Menschen zu umgeben, die uns ähnlich sind. Das gilt beispielsweise für Deutschlands größten Sportverein, den FC Bayern, in dessen Profimannschaft nur Spieler glücklich werden, die das berühmte „Bayern-Gen“ haben (was immer das ist!), ganz unabhängig von ihrer fußballerischen Qualität. Es gilt auch für das Umfeld eines Menschen, der von seinen Freunden und Bekannten erwartet, dass sie so bodenständig leben und konservativ denken wie er. Und es gilt für den Chef, der nur Mitarbeiter einstellt, die ungefähr so ordentlich, systematisch und introvertiert sind wie er.

In der Forschung wird diese Neigung als „soziale Homophilie“ bezeichnet, ein Phänomen nach dem Prinzip „Gleich und gleich gesellt sich gern“. Das Ganze ist so normal wie problematisch. Denn erstens ist uns dieser gleichmacherische Einfluss auf unser Umfeld meistens nicht bewusst. Und zweitens führt er zu Ignoranz und Scheuklappendenken: Selbst wer sich als aufgeschlossen bezeichnet, neigt meistens dazu, sich mit Leuten zu umgeben, die auf ähnliche Weise und für dieselben Dinge aufgeschlossen sind, wie er selbst. Und dann hauen sich alle diese ähnlichen Typen gegenseitig auf die Schulter und bestätigen sich, wie weltoffen und tolerant sie sind…

Von der nachwachsenden, internetaffinen und global denkenden Generation sollte man annehmen dürfen, dass sie in dieser Hinsicht ein gutes Stück weiter ist: Das Internet und insbesondere die sozialen Netzwerke sorgen für weltumspannende und kulturübergreifende Kontakte mit der ganzen bunten, vielfältigen Welt. – Sollte man meinen. Aber das stimmt womöglich gar nicht! Gerade das Internet verstärkt die soziale Homophilie durch das so genannte „kollaborative Filtern“.

Sie kennen das: Wenn Sie bei Amazon ein Buch kaufen, schlägt das System Ihnen sofort andere Bücher vor, die Ihren Präferenzen entsprechen und die von anderen Käufern gekauft wurden, die das gleiche Buch wie Sie gekauft haben. Oder wenn Sie bei Spotify oder last.fm einen Musiktitel hören, dann schlägt das System Ihnen anschließend ähnliche Musik vor, die Leute mit ähnlichem Geschmack gehört haben.

Auf diese Weise können wir uns gerade im Web problemlos und bequem in unserem eigenen Feedback-Kreislauf bewegen und uns von allem abschotten, was ANDERS ist.

Was wir eigentlich bräuchten, wären Angebote, die uns helfen, unsere Komfortzone zu erweitern, anstatt sie immer weiter zu verengen: „Probieren Sie mal dieses Buch – es ist das meistverkaufte von allen Büchern, die noch kein einziger Kunde gekauft hat, der auch das Buch gekauft hat, das Sie gekauft haben …“

Letztendlich brauchen wir gar keine Technik dazu – wir sollten uns nur klar machen, was da passiert. Und immer mal wieder gezielt aus unseren Gewohnheiten ausbrechen. Nicht ständig – das schafft kein Mensch! Aber ab und zu sollte man die Fenster öffnen.

So wie Peters Kollege aus Wiener Wirtschaftsuni-Zeiten: Er plant seine Mittagessen strategisch anstatt immer wieder mit den gleichen Leuten am Tisch zu sitzen. Er ruft interessante Leute an und fragt sie, ob sie nicht Lust haben, mit ihm Mittag zu essen. Eine seiner ersten Fragen am Tisch ist dann immer: „Wer ist eigentlich der interessanteste Mensch, den du in den letzten Wochen kennengelernt hast – und wie kann ich den kennen lernen?“

Und so füllt er Woche für Woche sein Leben mit neuen, spannenden Kontakten. – Er praktiziert gezielt „soziale Heterophilie“ … Genial!

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