Warum „I will try to climb Ayers Rock” auf keinem T-Shirt steht

Umsetzen

Warum „I will try to climb Ayers Rock” auf keinem T-Shirt steht

Am 1. Mai 2007 beschloss Mike Winkelman, ab sofort jeden Tag ein Kunstprojekt abzuschließen. Jeden Tag. Winkelmann heißt mit Künstlernamen Beeple, er produziert Grafiken, Zeichnungen, Fotomontagen und Videos. Bis heute sind seitdem über 4.000 Tage vergangen. Wie viele Projekte wären fertig, wenn du dir das vorgenommen hättest? Oder wenn wir uns das vorgenommen hätten?

Warum beginnen? Um zu beenden!

Beeple hat es sich erst gar nicht vorgenommen. Er hat es einfach entschieden und dann getan. Und seitdem keinen einzigen Tag ausgelassen: nach aktuellem Stand sind 4.300 Kunstwerke sind entstanden. Beeple nennt sie „Everydays“, Du kannst hier jedes einzelne davon anschauen. Manche davon sind weniger gelungen, andere sind wow! – Bei dem einen oder anderen Kunstwerk fragen wir uns, wie er das nur in einem Tag geschafft haben kann, bei anderen denken wir: Na ja, jeder kann mal einen schlechten Tag haben.

Aber darum geht es gar nicht! Einfach umsetzen – darum geht es!

Die Qualität der einzelnen Werke ist nicht das, was uns beeindruckt. Bemerkenswert sind die Gesamtidee und die Haltung die dahinter steckt. „A project like this is about the process“, sagt er. Die Botschaft, die wir daraus ziehen, steckt in der Antwort auf die Frage: „Wozu beginne ich überhaupt etwas?“ – Die Antwort: „Um es zu beenden!“ Alles, was wir tun, alles, was wir jemals begonnen haben, haben wir deshalb angefangen, weil wir es zu Ende bringen wollten.

Wenn wir uns auf das Ende, auf den Abschluss konzentrieren, dann werden wir vielleicht nicht den Anspruch der Perfektion und der Makellosigkeit erfüllen, aber wir werden umsetzen, wir werden LIEFERN, wir werden ins Ziel kommen, wir werden etwas schaffen. Am Anfang schon das Ende im Sinn haben, diesen Impuls nehmen wir mit und danken Beeple dafür!

Umsetzen – Zwei große Ängste hemmen uns!

Dieser Impuls wäre nicht so wichtig wie er ist, wenn nicht viel zu viele Menschen unter zwei großen Ängsten leiden würden: Die Angst vor dem Anfang und die Angst vor dem Ende.

Die Angst vor dem Anfang:

Wer Angst vor dem Anfang hat, schiebt die Dinge vor sich her: Das Buch, das man schreiben wollte, den Marathon, den man immer mal laufen wollte, die Geschäftsidee … Die Menschen schieben auf, sitzen aus, verwirklichen ihre Wünsche und Träume nicht, scheuen die Entscheidungen, die das mit sich bringt – denn „ja!“ zu etwas zu sagen, bedeutet immer, „nein!“ zu allem anderen zu sagen, und das ist der Schmerz, der jedem Anfang inne wohnt. Beeple lehrt uns, diesen Schmerz immer wieder aufs Neue in Kauf zu nehmen.

Die Angst vor dem Ende:

Wer Angst vor dem Ende hat, der scheut die Kritik, den Fehlschlag, die Blöße, die er sich geben könnte. Alles muss perfekt sein, denn es gelten nur die allerhöchsten Qualitätsmaßstäbe! – Was für eine herrliche Ausrede … Beeple lehrt uns, mutig zu sein. Er lehrt uns, trotz des Tatbestands der groben Unvollkommenheit zu unseren Werken zu stehen und sie abzuliefern. Sie im Angesicht aller Schwächen TROTZDEM abzuliefern.

Fertigmachen und Ängste überwinden schafft Außergewöhnliches

Er macht es täglich. Etwas abzuliefern, diese Fähigkeit kann man trainieren wie einen Muskel. Egal, ob es sich um ein großes Werk oder ein kleines „Everyday“ handelt: Fertigmachen ist eine gute Angewohnheit – sie hilft uns dabei, nicht nur diese beiden Ängste zu überwinden, sie hilft uns auch dabei, alles, außer gewöhnlich zu sein.

Auf dieser Welt ist durch Ankündigungen und Absichtserklärungen noch niemals irgendetwas entstanden. „You can‘t build a reputation on what you‘re going to do“, wie Henry Ford sagte. Und es gibt auch kein T-Shirt, auf dem steht: „I will try to climb Ayers Rock“.

Trotzdem ist offenbar die Fähigkeit, ohne großen Wirbel, ohne Not, ohne Angst liefern zu können, eine seltene Fähigkeit.

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