
Etwas muss passieren! Der Kunde ist nicht zufrieden, die Deadline drückt, das Team ist durch Krankheit dezimiert, der Umsatz wird gebraucht, die Lage spitzt sich zu. Das Team sitzt um den Konferenztisch herum … und wartet auf eine klare Vorgabe. – Und der Chef? Der Chef macht keine Ansage. Nein, er fragt: „Was ist eure Meinung? Was schlagt ihr vor? Was denkst du?“
Was denkst du?
Findest du das schwach? Wir finden es stark!
Chefs, die vor Entscheidungen erstmal ihren Mitarbeitern zuhören, haben unseren Respekt. Und je dringender die Entscheidung, desto wichtiger, dass der Chef nicht einfach auf Autopilot schaltet, sondern die Mitarbeiter konsultiert.
Wachteljagd oder Kamin?
Das ist auch die Meinung des alten Haudegen Bill Marriott, Sohn des Gründers und aktueller Chairman der größten Hotelkette der Welt. Er erzählt immer wieder gerne, wie einmal US-Präsident Dwight D. Eisenhower bei den Marriotts zu Gast war. Eisenhower war unentschlossen, ob er lieber zur Wachteljagd hinaus in die Kälte oder gemütlich vor dem Kamin sitzen bleiben wollte. Also fragte er den damals 22jährigen Bill: „What do you think?“
Diese vier Wörter machten derart Eindruck auf den jungen Hotelerben, dass er seine komplette Führungspraxis darauf aufbaute. Er hält diese vier Wörter für die wichtigsten Wörter der englischen Sprache überhaupt. Im Deutschen sind es sogar nur drei: „Was denkst du?“ – Wann immer etwas zu entscheiden war, fragte Mariott zuerst seine Mitarbeiter. Und sein immenser Erfolg ist ein schlagendes Argument!
Was denkst du – beide Seiten profitieren
Zuerst den Mitarbeitern zuzuhören ist übrigens nicht als nettes Empowerment-Alibi gemeint, einfach nur um dem Team das angenehme Gefühl zu geben, ein bisschen wichtig zu sein. Nein, da steckt schon deutlich mehr dahinter! Wir sind der Überzeugung, dass echtes Interesse an der Meinung der Mitarbeiter der dramatisch bessere Weg ist, ein Unternehmen zu führen. Es ist besser für denjenigen, der gefragt wird. Und besser für denjenigen, der fragt.
1. „Was denkst du?“ bewirkt beim Gefragten, dass Kreativität und Initiative wachgekitzelt wird. Die Mitarbeiter beginnen, sich das Problem zu eigen zu machen und Verantwortung zu übernehmen. Aus Mitarbeitern werden Mitdenker.
2. „Was denkst du?“ bewirkt beim Fragesteller, dass das Portfolio der Perspektiven erweitert wird und das eigene Denken hinterfragt werden kann. Chefs können dazulernen, ihre Schlussfolgerungen überdenken und neue Informationen gewinnen.
Das Ego steht im Weg
Warum wird das so selten gemacht?
Bill Marriott liefert die Antwort: „Their ego jumps in!“ – Die Chefs glauben, die Antwort schon zu wissen. Warum sollen sie dann erst noch fragen? Aber das ist ein großer Irrtum!
Den eigenen Horizont vor einer Entscheidung durch sein Team zu erweitern, ist einfach nur sehr, sehr intelligent. Und am Ende muss der Chef ja doch immer noch selbst entscheiden. Führung ist schließlich kein Beliebtheitswettbewerb!
Was denkst du?